Ein Miele-Rad von 1950 mit Geschichte…


Ich weiß nicht, was Du diesen Sommer so alles getan hast.

Bei der allgemeinen Großwetterlage kam man ja schon zwangsläufig machmal auf einen beinahe zerknirschten dauerhaften Gedanken, oder man begann zu tagträumen, blieb dann aber doch wieder – realitätsnah ist immer gut – ein eifriger Leser und erstaunter Beobachter des politischen Geknackses. Oder man gab sich den berühmten Ruck, nahm sich zusätzlich noch einen lange gehegten, in der Schublade für schlechte Zeiten angestaubten Plan vor, weil man sich selbst sonst langweilig gefunden hätte.

Die letzten Wochen war ich abends viel in der Werkstatt zugange, um aus diesen Teilen

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doch wieder etwas zu schaffen, das man nutzen kann. Das nochmalige Digitalisieren der BMX-Dias habe ich diesem zweiten Schubladen-Plan, überschrieben mit “Miele-Rad von 1950″, zu liebe wieder verschoben. Was für ein Sommer…beinahe winterliche Projekte.

Dieses Rad hat eine Geschichte hinter sich, die es sich lohnt zu erzählen. Ich hatte es in meinen Studententagen 1990 vor der Verschrottung gerettet, repariert und anschliessend meinem Zimmernachbar dauerhaft verliehen, der ein Jahrzehnt später Redakteur einer bedeutenden Fahrradzeitschrift wurde. Er hat auf diesem Rad – auf unserem regelmäßigen gemeinsamen Weg zum Tübinger Freibad – seine Leidenschaft fürs Radfahren überhaupt erst entdeckt. Was eigentlich erstaunlich ist, denn das Rad hatte einige üble Zicken. Es hatte damals noch eine Sturmey-Archer 3-Gang-Nabe ohne Rücktrittbremse, die schwer einzustellen war und regelmässig einige Tage nach der Wartung wieder unverhofft in den Leerlauf sprang. Eines der beiden Blockpedale war ziemlich krumm. Und die Kombination aus Blockbremse vorne und Weinmann-Felgenbremse hinten war auch nicht das, was heutigen Ansprüchen an Tempoverzögerung irgendwie nahekäme. Irgendwann wurde es uns zu viel und ich gab ihm mein Victoria-Rad mit Torpedo 3 -Gang und zwei Felgenbremsen als Ersatz. Seitdem hat das Miele alle meine Umzüge – immerhin 2 – unbeachtet mitgemacht, Hochzeit und Nachwuchs vom Kerner aus ignoriert, sich dabei gut erholt und doch einiges an Staub und Rost angesammelt.

 

“Pass auf, seit gestern ist es trocken, ich hol Dich jetzt ab, wir fahren mit den Rädern raus auf die Obstfelder, legen uns rücklings in die Wiese und quatschen ein bisschen, starren dabei durch die schwer tragenden Apfelbäume in den wolkenverhangenen Himmel…”

 

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Das ist, nach ein wenig Feierabend-Arbeit, aus dem Miele von 1950 geworden.

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